Wir wollen den totalen Krieg!


Edgar Bronfman hat als Vertreter des World Jewish Congress der Schweiz mit den Worten Goebbels’ mit dem totalen Krieg gedroht, wenn die Vertreter der Schweizer Banken und der Schweizer Regierung nicht mit einer globalen Abfindung von mehreren Milliarden Franken einverstanden sind.


Vertretern des World Jewish Congress, der amerikanischen Regierung und Mitarbeitern der New York Times ist es gelungen, in der Welt den Eindruck zu erwecken, dass die Schweizer im zweiten Weltkrieg den Genozid der Juden organisiert haben, um das dadurch herrenlos gewordene Geld einzusammeln. Es wird behauptet, dass sie den zweiten Weltkrieg um Jahre verlängert und somit zum Schaden aller amerikanischer Soldaten und ihrer Familien operiert haben, um im Windschatten ihrer Neutralität mit Hilfe von üblen Geschäften Geld zu scheffeln. Schliesslich wird der Gesamtheit der Schweizer vorgeworfen, sie würden die Aufdeckung dieser Taten mit Absicht verhindern, damit sie als Mitprofiteure vom Geld der Holocaustopfer nicht zu Schaden kämen. Der in der Schweiz bekanntermassen virulente Antisemitismus bilde die Grundlage eines derart abgründig unmoralischen Vorgehens.


Es besteht kein Zweifel, dass in der Schweiz während dem zweiten Weltkrieg viele Geschäfte im Schutz des Bankgeheimnisses und der Neutralität getätigt wurden. Viel Fluchtgeld konnte unter diesem Schutz den Weg von Deutschland in die Vereinigten Staaten finden und wurde so dem Zugriff der Nationalsozialisten entzogen. Es besteht ebenfalls kein Zweifel, dass nicht alle Geschäftspartner ehrlich mit dem Geld der Holocaustopfer umgegangen sind. Ein gewisser Bruchteil unlauterer Geschäftstätigkeit fand sich bei Schweizer Banken, bei anderen Schweizer Betrieben, bei ausländischen Banken, bei anderen ausländischen Betrieben und natürlich auch bei jüdischen Emigranten, die sich damals in der Schweiz aufhielten. Ebenso, wie sich bei den Schweizer Banken ein gewisser Prozentsatz schmutzigen Geldes findet, würde man wohl bei vielen reichen amerikanischen Juden fündig, deren Vorfahren in der Schweiz zur kritischen Zeit bei monetären Transaktionen mit Geld von Holocaustopfern beteiligt waren.


Solche Verbrechen dürfen nicht verjähren. Sie müssen im einzelnen genau untersucht werden. Die Schuldigen müssen bestraft werden, ohne Ansehen von Alter, Geschlecht, Religion oder Nationalität. Daher ist es besonders stossend, dass die Schweizer Banken während Jahren auf zum Teil zynische Art die Ansprüche von Holocaustopfern zurückgewiesen haben.


In den letzten drei Jahren ist von den oben genannten Vertretern des World Jewish Congress, der amerikanischen Regierung und von Mitarbeitern der New York Times eine Kampagne gegen sämtliche Schweizer gestartet worden, die sich nicht mehr zum Ziel setzt, die Schuldigen zu finden und die Opfer zu entschädigen, sondern deren Ziel es ist, die Schweizer des zweiten Weltkriegs kollektiv als eigentliche ursprüngliche Schuldige am Holocaust und am zweiten Weltkrieg an den Pranger zu stellen. Den Schweizern, die heute leben, wird vorgehalten, sie seien Hehler, willige Mithelfer und Profiteure des Holocaust. Da ausserdem immer wieder versichert wird, es gehe nicht um Geld, bleibt eigentlich nur eine Schlussfolgerung übrig: Bronfman, Eizenstat, D’Amato, Kramer, Burg wollen die Häute der sechs Millionen heute lebenden Schweizer gerne in Lampenschirme verwandeln.


Diese Vermutung wird dadurch erhärtet, dass die Texte der genannten Personen stilistisch nicht mehr von Verlautbarungen Goebbels’ und seiner Freunde zu unterscheiden sind, wenn man „Schweizer“ durch „Jude“ und „jüdisch“ durch „arisch“ ersetzt. Wir finden alle Elemente eines neu formierten Rassismus, des Antihelvetismus, vor. Der relativ kleinen, auszugrenzenden Gruppe wird vorgeworfen, sie habe kollektiv das grösste Verbrechen der Menschheit begangen und begehe es täglich immer wieder. Sodann wird an den historischen Stachel der Verwicklung in den zweiten Weltkrieg appelliert mit der Dolchstosslegende, die Schweizer hätten diesen organisiert, finanziert und davon profitiert. Wie bei den Vorwürfen gegen das internationale Judentum, das mit Hilfe der Finanzierung der Bolschewisten die Niederlage der Deutschen im ersten Weltkrieg organisiert habe, ist dabei der Berufsstand der Bankiere eine prominente und beliebte Angriffsfläche. Dank einer allgemeinen Neigung in jeder Bevölkerung, Bankiers zu hassen und reiche Organisationen zu beneiden, hatte die Kampagne den gewünschten Erfolg: gemäss einer kürzlich durchgeführten Umfrage sind rund 50% der in den USA lebenden jüdischen Bevölkerung von der Wahrheit der kollektiven Anschuldigungen gegen die Schweizer überzeugt.


Die Schweizer haben den zweiten Weltkrieg nicht organisiert. Im Gegensatz zu vielen anderen europäischen Nationen sind aber die knapp vier Millionen Schweizer das Risiko einer bewaffneten Konfrontation mit dem nationalsozialistischen Europa eingegangen. Sie lieferten die in der Schweiz lebenden Juden nicht den Herren der Konzentrationslager aus. Trotz massivem politischem und ökonomischem Druck nahm das ringsum von nationalsozialistisch dominierten Ländern umgebene Land mehr Flüchtlinge auf als jedes andere Land auf der Welt. Unter dem Eindruck der unmittelbaren Gefahr wurden auch Flüchtlinge an der Grenze abgewiesen. Einige dieser Unglücklichen wurden Opfer des Holocaust. Wenn sie ein amerikanisches Visum besessen hätten, wären sie in der Schweiz aufgenommen worden. Für die USA war es damals sicher weniger problematisch, Juden ein Visum zu geben, da sie nicht von einem zahlenmässig vierzigfach überlegenen Feind an den Grenzen im Norden ( Kanada) und Süden (Mexiko) bedroht waren.


Die Schweizer haben auch keine Konzentrationslager organisiert. Tatsächlich wurden Flüchtlinge aus Deutschland in Arbeitslager eingewiesen. Diese Personen fanden vor allem dank des selbstlosen Einsatzes der schweizerischen jüdischen Gemeinden Aufnahme in der Schweiz. Sie benötigten Unterkunft und Nahrung für die sie nicht bezahlen konnten. Diese wurde ihnen in den genannten Arbeitslagern geboten. Alle sind freiwillig in die Schweiz gekommen. Kein Lagerinsasse wurde am Verlassen des Landes gehindert. Da die Kriegsdrohung durch Deutschland sehr akut war, konnte man allfällige deutsch Agenten unter den Flüchtlingen in solchen Lagern auch etwas besser kontrollieren.


Alle Verfechter einer globalen Abfindung sind Rassisten. Wenn sie wirklich glauben, dass die Schweizer den Holocaust organisiert haben, ist es zynisch und moralisch abscheulich, Geld anzunehmen dafür, dass dieses Verbrechen nicht verfolgt und die Täter nicht angemessen bestraft werden. Wenn sie hingegen wissen, dass die Schweizer in Wahrheit den Holocaust nicht organisiert haben und dass die heute in der Schweiz lebenden Personen die falsche Zielscheibe für ihre Anwürfe ist, dann ist es zynisch und abscheulich, dass sie vermittels der Drohung, eine rassistische Boykottaktion à la Hitler 1934 gegen die Schweiz zu organisieren, mit dem Schicksal der Holocaustopfer Schindluder treiben. Wenn wir keinen weiteren Hinweis hätten, könnten wir aus dieser Tatsache alleine schon schliessen, dass Bronfman, Eizenstat, D’Amato, Burg und ihre Gesinnungsgenossen Rassisten sind. Ausserdem ist der World Jewish Congress eine rassistische Organisation. Solche Organisationen sind in der Schweiz und in den USA verboten. Eine globale Abfindung kann es schon darum nicht geben, weil damit ja nicht die berechtigten Forderungen von geschädigten Personen hinfällig werden. Auch kann und soll diesen nicht verwehrt werden, ihre Ansprüche geltend zu machen. Die einzige denkbare Gegenleistung für eine globale Abfindung wäre die Beendigung der rassistischen Kampagne gegen die Schweizer. Das hätte den Nachteil, dass die Weltöffentlichkeit endgültig von den Lügen des World Jewish Congress und den ihnen nahestehenden Kreisen überzeugt wäre, weil die Schweiz in ihren Augen das Schweigen über ihre Schuld mit dieser Abfindung erkauft hätte. Schon der Vorschlag, in der Schweiz eine Solidaritätsstiftung zu errichten, ist von den antihelvetischen Rassisten als Eingeständnis der Mitschuld am Holocaust gewertet worden.


In der Schweiz sind viele Historiker und Juristen an der Arbeit, abzuklären, welche Anschuldigungen auf Tatsachen beruhen und welche nicht. Wir haben ein Interesse daran, dass alle Rassisten von gestern und von heute zur Rechenschaft gezogen werden. Eine globale Abfindung ist im Interesse dieses Prozesses der Wahrheitsfindung abzulehnen. Wenn diese Ablehnung einer globalen Abfindung dazu führt, dass Schweizer Geschäftsinteressen in den USA boykottiert werden, dann hat das neben den ökonomischen Nachteilen den Vorteil, dass die antihelvetischen Rassisten mit Namen und Adresse klar erkennbar werden. Es wird möglich sein, die Herkunft der Bronfmanschen Millionen einer genauso akribischen Prüfung zu unterziehen, wie die Geschäfte der Schweizer Banken im zweiten Weltkrieg. Ein Gegenboykott der Schweizer gegen Geschäfte und Behörden der USA ist zwar etwa so chancenreich, wie es der Versuch der Schweizer gewesen wäre, den zweiten Weltkrieg um ein paar Minuten zu verlängern. Wir werden die Nachteile dieses Boykotts aber im Interesse der moralisch wichtigeren Forderung nach der Bestimmung der Wahrheit hinnehmen müssen, wie die Schweizer die Nachteile des bewaffneten Widerstands gegen das nationalsozialistische Deutschland im Interesse der moralisch wichtigeren Forderung der Humanität hingenommen haben. Weil der Welt nicht die Bestätigung geliefert werden soll, dass die Lügen wahr sind, die über die Schweizer des zweiten Weltkriegs und über die heute lebenden Schweizer verbreitet werden, antworte ich Herrn Bronfman auf sein Goebbelswort: Ja! Wir wollen den totalen Krieg!



28.3.98 Hartwig Thomas